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EZ 21.11.2005: "Wir leben auf zu großem Fuß"

Quelle: Eßlinger Zeitung, 21.11.2005

ESSLINGEN: Bei den Umwelttagen werden viele Gesichter der Globalisierung und ihre möglichen Gefahren gezeigt

Zum Glück hat nicht jeder so große Füße wie wir - der deutsche Durchschnitt von 4,8 Hektar ist für unseren Planeten deutlich zu viel. Gemeint ist der "ökologische Fußabdruck", den eine Studie das World Wildlife Fund (WWF) ermittelt hat. Würden alle so leben wie wir, betont Anke Ziesenis von der Agendagruppe Solarprofit, bräuchte die Menschheit mehr als zwei Erden.

Von Peter Dietrich

1,9 Hektar Fläche dürfte jeder Mensch pro Jahr verbrauchen, ohne das ökologische Gleichgewicht der Erde zu stören, so hat es der WWF errechnet. Diese Zahl enthält die Flächen für die Nahrungsmittelproduktion, aber auch die Siedlungsfläche und den Energieverbrauch. Letzterer wurde umgerechnet auf die Waldfläche, die den durch den Verbrauch verursachten CO2-Ausstoß wieder binden würde. Dass unser Planet noch nicht kollabierte, liegt an einer Mischkalkulation: Während es die US-Bürger und Australier als unverantwortliche Verschwender auf stolze 9,5 und 7,8 Hektar bringen, liegen zahlreiche andere Länder in der Rangliste weit hinten. Noch, bemerkt Ziesenis, und weist auf den steigenden Verbrauch zum Beispiel Chinas hin. "Wir leben auf zu großem Fuß", betonte sie, und schloss sich dabei mit ein, das habe ihr der ausgelegte Fragebogen zur Berechnung des persönlichen Fußabdrucks gezeigt.

Billigflieger sorgt für Klimaschäden

Was alles möglich ist, um diesen Fußabdruck zu verkleinern, zeigten die verschiedenen Stände bei den Esslinger Umwelttagen im Alten Rathaus: So informierten CDU, FDP und Grüne über alternative Energien: über Biodiesel, die Nutzung von Erdwärme und den Bezug ökologisch erzeugten Stroms, der entgegen vieler Vorurteile gar nicht teurer sein muss. Unter dem Motto "Der ganze Wahnsinn. Nonstop" regte der Verkehrsclub Deutschland (VCD) zur Diskussion über die Billigflieger an. Schon durch einen einzigen Urlaubsflug nach Mallorca verursache ein Fluggast soviel Klimaschäden wie durch ein ganzes Jahr Autofahren, politisch unterstützt durch massive Steuervergünstigungen und Subventionen für die Flughäfen.

Politische Förderung gibt es auch für die Solaranlage auf dem Hausdach. Doch was, wenn die Sonne nicht scheint? "Angst vor schlechtem Wetter ist nicht notwendig", betonte der Esslinger Solarexperte Michael Süßer, denn je kälter es sei, desto höher sei der Wirkungsgrad der Module. Der diesjährige Ertrag liege noch immer bei 85 Prozent des Jahrhundertsommerjahres 2003 - und knapp über der langfristigen Prognose.

Begründete Angst haben die Esslinger Bienenzüchter, nämlich davor, dass mit dem Import von Königinnen und Völkern aus den USA der Bienenstockkäfer eingeschleppt wird. Denn trotz Importverbots seien in Portugal und Frankreich importierte Bienenköniginnen aufgetaucht, erläutert Michael Fröhlich, Honigobmann beim Bezirksbienenzüchter-Verein Esslingen. Und gegen den Bienenstockkäfer sei man derzeit noch machtlos. Anders als gegen die vor rund 25 Jahren eingeschleppte "Varroa destructor". Diese Milbe, so die Vereinsvorsitzende Ute Gasselin, lasse sich inzwischen in Schach halten.

Die "biologische Globalisierung" beschäftigt nicht nur die Imker, sondern auch den Naturschutzbund NABU. Christa Reimers erklärte, wie sich Klimaverschiebung und veränderte Vegetation auf die Vögel auswirken: Bei den Teilziehern wie dem Wanderfalken und dem Star blieben immer größere Anteile im Winter bei uns. Verbreitete in früheren Jahrhunderten der eingeschleppte Rattenfloh die Pest in Europa, so bringen nun blinde Passagiere in Schiffen und Flugzeugen oder ausgesetzte fremde Haustiere das Gleichgewicht der Natur durcheinander.

Doch biologische Globalisierung könne auch positiv sein: Die in den Bodensee eingeschleppte Wandermuschel ernähre heute überwinternde Wasservögel.

Unter www.latschlatsch.de kann man seinen persönlichen ökologischen Fußabdruck berechnen.

Quelle: Eßlinger Zeitung, 21.11.2005