Presseartikel EZ 9.8.2007: Meilenstiefel statt Rädern
Artikel aus der Eßlinger Zeitung vom 9. August 2007
Meilenstiefel statt Rädern
VCD setzt „Schulbusse auf Füßen“ ein
Zahlreiche Jungen und Mädchen werden morgens fast bis ins Klassenzimmer gefahren - obwohl sie gut laufen könnten. Dabei wäre es für die kleinen und großen Menschen - und für ihre Umwelt - viel gesünder, sich auf die Beine zu machen.
Von Claudia Bitzer
„Vor 30 Jahren waren Kinder täglich vier Stunden draußen, heute ist es bei vielen nur noch eine Stunde“, weiß auch Dirk Rupp vom Esslinger Kreisverband des Verkehrsclub Deutschland (VCD). Der zweifache Vater und lokale VCD-Chef betrachtet die Motorisierung des Schulwegs mit Unbehagen. „Häufig ist Bewegungsmangel der Grund für Übergewicht und schlechte Schulleistungen der Kinder. Zudem gefährdet das tägliche Verkehrschaos vor den Schulen die Sicherheit und belastet unsere Umwelt.“
„Zu Fuß zur Schule“
Deshalb hat sich der VCD Esslingen jetzt in eine Aktion eingeklinkt, die in England zum ersten Mal 1994 ins Leben gerufen wurde, mittlerweile weltweit Nachahmer gefunden hat und zu der in Deutschland unter anderem auch die Dachorganisation des Umweltverbands seit einigen Jahren aufruft. Unter dem Motto „Zu Fuß zur Schule“ startet am 17. September eine bundesweite Aktionswoche an den Schulen, die dem Mobilitätsverhalten der Schülerinnen und Schüler Beine machen soll. Der Esslinger Kreisverband hat zu diesem Zweck alle Grundschulen in der Stadt angeschrieben. An die Spitze der Esslinger Laufbewegungen haben sich die Berkheimer Schillerschule und die Oberesslinger Herderschule gesetzt. Dort werden die Eltern gemeinsam mit dem VCD vom 17. bis 22. September - in dieser Woche treten auch die Erstklässlerinnen und Erstklässler ihren Schulweg erstmals an - so genannte Laufbusse organisieren. Wie ein richtiger Bus hat auch sein räderloses Pendant Haltestellen und einen Fahr-, besser: Laufplan. Rupp: „Wir wollen den Kindern damit eine attraktive Möglichkeit bieten, in Gruppen in ihre Schule zu laufen.“ Der Laufbus wird folglich aus einer munteren Truppe von Eltern und Kindern bestehen, die anhand der Schulwegempfehlungen der Stadt Esslingen die jeweiligen Strecken ablaufen. An den Kreuzungen, an denen sich die Wege bündeln, werden ausgewiesene Haltestellen auf weitere Mitläuferinnen und Mitläufer warten.
Grüne Meilen fürs gesunde Klima
Die Kinder können dabei auch noch für jeden Schulweg, der ohne Auto zurückgelegt wird, so genannte Grüne Meilen sammeln. „Die Summe aller Meilen werden wir dem Klima-Bündnis melden, das alle weltweit gesammelten Kindermeilen bei der nächsten UN-Klimakonferenz den Politikern überreichen wird“, erläutert Projektkoordinatorin Am elie Dupuy-Cailloux.
Als „Grundschule mit sport- und bewegungserzieherischem Schwerpunkt“ liegt der Schillerschule Berkheim besonders viel an der Aktionswoche. „Im Unterricht wollen interessierte Lehrer die verschiedenen Aspekte des Laufens spielerisch mit den Kindern erkunden“, erklärt Sportlehrerin Christina Schrader. In den Unterrichtskomplexen „Umwelt und Klimaschutz“ und „Gesundheit und Bewegung“ werden zudem wesentliche Aspekte des Zu-Fuß-Gehens aufgegriffen.
Hoher Unterhaltungswert
Für den Erfolg der Aktion mindestens ebenso entscheidend dürfte jedoch die Tatsache sein, seine Freunde schon früher treffen zu können. Zudem erhoffen sich die Veranstalter, dass die Entdeckung des Schulwegs die Kinder auch in der Wahrnehmung ihrer Umgebung schärft. „Die Schüler, die laufen, werden Aufregenderes zu erzählen haben als diejenigen, die im Elternauto gefahren werden“, prophezeit jedenfalls Schrader.
Quelle: Eßlinger Zeitung 10.8.2007
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