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Eßlinger Zeitung 13.5.2008: Mit Motor- statt mit Muskelkraft

ESSLINGEN: Weichen für Fahrradtransport in Bussen gestellt - Gutes Beispiel im Süden soll auch im Norden greifen

Von Christian Dörmann

Wen es in Esslingen als Radler in die nördlichen und höher gelegenen Stadtteile zieht, braucht stramme Waden und einen langen Atem. Doch nun zeichnet sich für die Pedaleure ein Silberstreif am Horizont ab, wie man ihn auf der anderen Seite des Neckartals schon vor Jahren erblickt hat: Bald soll man sein Rad im Bus mitnehmen dürfen. Esslingens Topographie mit vielen Höhen und Tiefen hat ihre Reize, aber auch ihre beschwerlichen Seiten. Radfahrer wissen, wovon die Rede ist, und die Grünen im Esslinger Gemeinderat wissen es auch. Deshalb wollen sie erreichen, dass in den Bussen, die zum Jägerhaus, nach Rüdern oder in andere Stadtteile am Berg fahren, Fahrräder mitgenommen werden dürfen. Ein erster Schritt in diese Richtung ist nun getan, nachdem der Gemeinderat auf Antrag der Grünen zugestimmt hat, einen speziellen Passus in die neuen Verträge mit den privaten Busunternehmen Schlienz und Fischle aufzunehmen.

Das Rad nicht neu erfinden

Demnach soll die Innenausstattung der Busse künftig zwei Fahrrädern Platz bieten. Die Möglichkeit, das Rad per Motor- und nicht per Muskelkraft nach oben zu befördern, ist damit allerdings noch nicht beschlossene Sache. Laut Dirk Rupp, Vertreter der Grünen im Werksausschuss des Städtischen Verkehrsbetriebs, steht das Thema aber nach der Sommerpause auf der Tagesordnung. Dabei muss das Rad keineswegs neu erfunden werden, wie ein Blick auf die gegenüberliegende Seite des Neckartals zeigt. Schon 2004 wurde dort zunächst probeweise der Fahrradtransport auf zwei END-Linien in Richtung Ostfildern eingeführt. Durchaus mit Erfolg, denn aus dem Versuch wurde längst eine feste Einrichtung. Fahrräder können werktags von 19 Uhr an mitgenommen werden, samstags, sonntags und feiertags sogar ganztätig. Der Service gilt auf allen Buslinien zwischen Esslingen, Ostfildern, Denkendorf, Neuhausen, Wolfschlugen und dem Flughafen - kostenlos und ganzjährig. Und so paradox es klingen mag: Der Erfolg des Systems beruht auch auf der Tatsache, dass die Fahrradmitnahme nicht übermäßig stark in Anspruch genommen wird. Außer am Wochenende und vor allem in den Sommermonaten sieht man praktisch keine Fahrräder in den Bussen, so die Erfahrungen der END. Auf diese Weise kommt es zu keinen nennenswerten Problemen gegenüber Personen mit Kinderwagen, Rollstuhlfahrern und anderen Fahrgästen. Außerdem ist die Sicherheit nicht gefährdet.

Nur eine kleine Lösung

Was für den Fahrradtransport auf die Filder gilt, das gilt natürlich auch für die Berglinien im Norden Esslingens. Dirk Rupp, der auch Vorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland im Kreis Esslingen ist, gesteht deshalb ein: „Die Mitnahme von Rädern funktioniert nur bei geringer Nachfrage. Für den Ausflugverkehr am Wochenende aufs Jägerhaus braucht man eine Lösung mit Fahrradanhänger.“

Doch im vorliegenden Fall geht es eher um die kleinere Variante wie bei den END-Linien, denn Rupp weiß: „In der Regel strampelt der Radler am liebsten selbst.“ Die Mitnahmemöglichkeit biete aber die Sicherheit, den Berg auch wieder hinauf zu kommen, wenn einmal die Kondition nicht ausreiche, das Wetter plötzlich umschlage oder am Rad etwas kaputt gegangen sei. Bei der Esslinger Topographie lasse sich so der Radfahreranteil am gesamten Esslinger Verkehrsaufkommen weiter erhöhen, meint Rupp.

Quelle: Eßlinger Zeitung, 13.5.2008