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EZ 10.11.2005: Damit Radfahrern nicht die Puste ausgeht/Brückenschlag

ESSLINGEN: Die Nordrampe des neuen Pliensaustegs wird nun doch gewendelt und dadurch weniger steil

"Die Kuh ist vom Eis", jubelte Oberbürgermeister Jürgen Zieger gestern im Ausschuss für Technik und Umwelt. Der Grund für das Stimmungshoch des Stadtoberhaupts: Für die Nordrampe des neuen Pliensaustegs ist ein Kompromiss gefunden. Statt mehr als 13 Prozent wird sie nur eine Neigung von rund acht Prozent haben.

Von Dagmar Weinberg

Seit Monaten wird über die Nordrampe des neuen Pliensaustegs diskutiert. Stein des Anstoßes war von Beginn an die Neigung der Rampe, die die Pliensaubrücke mit dem Bahnhofplatz und der Innenstadt verbindet. Als sich die Steigung im Laufe der Detail-Planungen dann auch noch von zehn auf mehr als 13 Prozent erhöhte, war klar, dass die Stadtplaner sich noch einmal auf die Suche nach Alternativen machen mussten. So präsentierten Bürgermeister Wilfried Wallbrecht und Wolfgang Ratzer, Abteilungsleiter im Stadtplanungs- und Stadtmessungsamt, im Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) gestern verschiedene Modelle.

Wichtige Verbindung

Das Spektrum reichte von der ursprünglichen Variante - eine einläufige Rampe mit einem Gefälle von bis zu 13,8 Prozent - bis hin zu einer gewendelten Rampe, die im oberen Bereich 3,50 und unten 2,50 Meter breit sowie acht Prozent steil ist. Da die Pliensaubrücke auch für Radfahrer eine wichtige Verbindung über den Neckar ist, "war die SPD immer gegen eine kurze und steile Rampe, die dann im Rahmen der Planungen immer steiler wurde", sagte Heidi Bär und signalisierte, dass ihre Fraktion der gewendelten Rampe das Plazet erteilen werde. "Für Leute mit Kinderwagen ist das eine deutliche Verbesserung."

Dass alle über die Brücke "gehen oder rollen können, auch wenn der Aufzug nicht funktioniert", ist auch der Grünen-Stadträtin Clarissa de Ponte wichtig. Mit den jetzt vorgelegten Plänen sei "ein guter Kompromiss" gefunden. Dass die "Nutzerfreundlichkeit" im Vordergrund stehen müsse, unterstrich auch Siegrid Beh (FW). "Schließlich wird uns die Brücke die nächsten Jahrzehnte begleiten."

Nicht ganz einig war man sich hingegen in der CDU-Fraktion. Wir werden uneinheitlich abstimmen", kündigte Gerhard Deffner an. So störte es ihn, dass die Rampe im unteren Teil ausschließlich als Radweg ausgewiesen werden soll.

"Fauler Kompromiss"

Sein Fraktionskollege Thomas Ocker sprach sogar von einem "faulen Kompromiss". Durch den Einbau eines Aufzugs sei die Barrierefreiheit garantiert. "Das brauchen wir nicht zwei Mal abzusichern." Am meisten stieß er sich aber an den Kosten. Hatte man für die einläufige, steile Rampe bisher 300 000 Euro veranschlagt, rechnet man bei der gewendelten Variante mit Kosten von rund 420 000 Euro.

"Der Kompromiss ist zwar teurer, aber die Stärken überwiegen. Und so ist das Geld gut angelegt", war sich hingegen Edward-Errol Jaffke (CDU) sicher. So entschied sich der ATU am Ende bei zwei Gegenstimmen für die flachere, abgeknickte Nordrampe.

Die Frage, ob die im unteren Teil als Radweg beschildert wird, oder man auf das friedliche Miteinander von Radlern und Fußgängern vertraut und ganz ohne Schilder auskommt, ließ der Ausschuss indes offen. "Das muss die Praxis zeigen", meinte Andreas Koch (SPD). Und außerdem gebe es ja noch die Verkehrskommssion, die sich um derartige Details kümmern könne.

Quelle: Eßlinger Zeitung, 10. November 2005


Brückenschlag

KOMMENTAR

Von Dagmar Weinberg

Die Stadtplaner haben die Pläne für die Nordrampe des neuen Pliensaustegs gedreht, gewendet und gewendelt - und am Ende einen Kompromiss gefunden, dem fast alle Mitglieder des Ausschusses für Technik und Umwelt (ATU) zustimmten. Die Hartnäckigkeit einiger Ausschussmitglieder, vor allem aus den Reihen der Grünen, sowie des Bürgerausschusses Pliensauvorstadt hat sich also gelohnt.

Nach den ursprünglichen Plänen wäre die Rampe mit einer Neigung von mehr als 13 Prozent nur von äußerst sportlichen Radfahrern zu bewältigen gewesen. Durch die Neuplanung wurde die Steigung jetzt auf acht Prozent gedrückt und somit sichergestellt, dass auch Normalo-Radler ihr Gefährt nicht schieben müssen. Doch ging es den Mitgliedern des ATU nicht nur um die Zweiradfahrer. Auch Menschen mit Kinderwagen, vor allem aber Rollstuhlfahrer hätten angesichts einer 13-prozentigen Steigung kapituliert. Der Hinweis, dass ein Aufzug die Barrierefreiheit garantiere, ist zwar richtig. Doch taugt er nur bedingt. Denn öffentliche Aufzüge werden immer wieder von Vandalen außer Gefecht gesetzt.

Der jetzt gefundene Kompromiss hat allerdings einen Nachteil: Die gewendelte Rampe wird deutlich teurer. Dass in Zeiten knapper Kassen genau überlegt wird, ob der Nutzen am Ende den Mehraufwand rechtfertigt, ist berechtigt. Doch bei der neuen Pliensaubrücke ist das Geld gut angelegt. Ist sie doch die Nabelschnur zur Pliensauvorstadt. Zudem ist sie ein Bauwerk für die nächste Ewigkeit.

Quelle: Eßlinger Zeitung, 10. November 2005