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EZ31.12.2007: Rampe besteht den Praxistest

Eßlinger Zeitung, 31.12.2007

Ob mit Kinderwagen, Rollstuhl oder Fahrrad: die achtprozentige Steigung am neuen Pliensausteg ist gut zu schaffen

Wer bietet mehr? Zehn Prozent Steigung sollte die Rampe des neuen Pliensaustegs zunächst haben, dann zwölf, dann 13,8 Prozent. Das sahen vor allem die grünen Gemeinderäte nicht ein. Schließlich entschied sich der Ausschuss für Technik und Umwelt doch noch mit großer Mehrheit für die deutlich teurere, aber nur acht Prozent steile Variante - obwohl diese gewendelte Version zunächst als baulich unmöglich galt. Eine gute Entscheidung, wie sich nun zeigt.

Von Peter Dietrich

Viele Mitglieder des Gemeinderats trautem dem Aufzug nicht und wollten trotzdem eine Rampe, die nicht zu steil ist. Denn Aufzüge fallen ab und zu aus, sei es durch technische Defekte oder durch Vandalismus. So war es auch, als die EZ den Praxistest machte: Die Kabine stand in oberer Position, tat jedoch keinen Mucks. Also ärgerte sich Ayse Sarpdag, die mit dem Kinderwagen auf dem Weg zu ihrer Mutter in der Pliensauvorstadt war, ein wenig und hievte ihren gefüllten Wagen mit Hilfe einer anderen Frau mühsam dreimal elf Treppenstufen hinauf. „Ich habe das gar nicht gesehen“, meinte sie, als sie erst am oberen Ende der steilen Treppe die Rampe entdeckte.

Haarnadelkurve macht Probleme

Diese hatte kurz zuvor Gülden Yildiz mit dem Kinderwagen erklommen. „A bissle steil ist es schon - anstrengend“, meinte sie, kam aber trotzdem locker oben an. „Es ist nicht leicht, aber es geht, es ist nicht zu steil“, meinte Victoria Preziuso, deren Kinderwagen einen zusätzlichen jungen Trittbrettfahrer an Bord hatte. Und die Wäldenbronnerin Linda Engelhardt sah ihre Probleme ebenfalls woanders: „Die Unterführung auf der anderen Seite in der Pliensauvorstadt ist viel schlimmer. Dort passen die Kinderwagenräder nicht auf die Rampe.“

„Ich habe lange gewartet, bis die Brücke fertig war. Ich bin froh, dass es sie jetzt wieder gibt“, freut sich Gerrit Krämer, der mit dem Fahrrad auf dem Rückweg nach Ostfildern ist. „Das geht super“, finden auch Ute und Klaus Plattner. Nach dem bewältigten Anstieg sind sie über die kritische Frage fast überrascht: „Da haben wir uns gar keine Gedanken gemacht.“ Probleme bereitet manchen Radlern allerdings die Haarnadelkurve in der Mitte der Rampe. Radfahrer Hans-Georg Trick aus der Pliensauvorstadt hätte sich da über einen etwas größeren Kurvenradius gefreut: „Ich kenne es, ich bremse schon vorher.“ Trotzdem bleiben die meisten Radler auf der Rampe im Sattel. Nur ein einziger der zahlreichen Zweiradfahrer zog es vor, den größten Teil der Rampe bergab zu schieben.

Fahrstuhl ohne Servicenummer

Los geht’s zur wiederholten eigenen Probefahrt: Die 27 Gänge lassen reichlich Reserve, die Kette bleibt vorn und hinten in der Mitte - geht in Ordnung. Und die Rampe ist auch breit genug: Fußgänger und Radler kommen mühelos aneinander vorbei. Das ist wichtig, weil auch viele Fußgänger statt der 33 Stufen lieber die Rampe benutzen, auch wenn der Weg viel länger ist.

Und wie kommen Rollstuhlfahrer mit dem neuen Steg zurecht? Ursula Hofmann vom Verein für Körperbehinderte und Initiatorin der Elterngruppe „Rückenwind“, wurde Zeugin einer Testfahrt, bei der ein älterer Herr einen Rollstuhl schob. „Das ist gut zu bewältigen“, findet sie. Sie sei lediglich skeptisch, wie rutschig der Belag bei Regen oder Frost werde. Auch wenn die vollständig behindertengerechten sechs Prozent Steigung nicht ganz erreicht wurden - die Rampe hat ihren Praxistest bestanden. Sollte jemand unterwegs dennoch aus der Puste kommen: Eine Abflachung am oberen Ende der Treppen lädt zum Verschnaufen ein.

Im Normalfall steht aber ohnehin zusätzlich der Fahrstuhl zur Verfügung. Wenn er defekt ist, sollte sich im übrigen niemand darüber wundern, dass eine Servicenummer fehlt. „Wir überwachen das sowieso“, erläutert Uwe Heinemann, Leiter des städtischen Tiefbauamts. Eine Servicenummer werde leider häufig für andere Anrufe missbraucht. Falls jemand stecken bleibt, gibt es aber einen Notrufknopf, der die Eingeschlossenen mit einem 24-Stunden-Service verbindet.

Quelle: Eßlinger Zeitung, 31.12.2007